xplore04-Öffentliche Förderung für Sex-Workshops (BERLINER MORGENPOST, 14.08.2004)
Die Broschüre mit dem unauffälligen Namen "xplore04" hat
im Infoständer des Bürgeramts von Charlottenburg-Wilmersdorf
gelegen. Auf 47 Seiten werden in ausführlichen Beschreibungen
Workshops zum Erlernen von ungewöhnlichen Sexpraktiken angeboten
(angefangen von Fesselspielen und Sinnesentzug bis hin zu
Fußfolter).
Doch nicht der Inhalt schockierte den Rechtsanwalt Jan-Nicolas
Steinpilz, der das Heft in der Auslage gefunden hatte, sondern vielmehr
der Absender auf der letzten Seite. Die Organisatoren, die Compagnie
Felix Ruckert und Dock 11, bedanken sich dort über die freundliche
Unterstützung der Senatsverwaltung für Wissenschaft,
Forschung und Kultur. "Für die Schulbücher meines Sohnes gibt
es kein Geld mehr, aber für solche Workshops", ärgert sich
der Anwalt. Zudem sei es ihm unbegreiflich, wie diese Broschüre
neben den Sommerangeboten für Jugendliche vom Bezirksamt ausliegen
kann.
Allerdings behalte sich die Senatsverwaltung vor, am Ende des Förderungszeitraumes zu prüfen, ob die öffentlichen Mittel tatsächlich im Sinne der Förderung eingesetzt worden seien. Im Extremfall könne das Geld zurückgefordert oder Anschlussförderungen gestrichen werden. Die Verwaltung werde in der kommenden Woche mit dem Künstler über das Projekt sprechen. Derweil kündigt Ruckert im Internet bereits die zweite Auflage der Workshops im Jahr 2005 an - wegen der großen Nachfrage.
Im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf zeigt man sich entsetzt darüber, dass Broschüren mit den harten Sexpraktiken
in die öffentliche Auslage geraten konnten. "Alle ausgelegten Informationen werden vorher geprüft", sagt der zuständige Stadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Dieses Programm sei nicht genehmigt worden und muss von einem Besucher dort abgelegt worden sein. Das sei kaum zu verhindern.
flo